Neues am Szene Konsum

Liebe Unioner,
vor 5 Tagen haben wir Euch darüber informiert, dass wir, in Absprache mit vielen Fanclubs und der aktiven Szene, zum Spiel gegen RB Leipzig – wie bereits bei den beiden Heimspielen 2014 und 2015 – die ersten 15 Minuten aus Protest gegen die Besitzer des Gegners schweigen wollen. Seither haben viele Medien diesen Boykott in ihrer Berichterstattung kommentiert, in den sozialen Medien wird intensiv diskutiert und uns erreichten auf diversen Wegen viele direkte Meinungsbekundungen hierzu. Dabei gab es sowohl Unterstützung für unser Vorhaben als auch Kritik.
Was wir feststellen konnten: Auch bei den zahlreichen Kritiken wurde meist nicht die Ablehnung gegen RB Leipzig – also der eigentliche Grund des Boykotts – kritisiert, sondern oft die Art und Weise und der „ungünstige“ Zeitpunkt unseres Protests, handelt es sich hierbei doch ausgerechnet um unser erstes Bundesligaspiel. Dies ist etwas, was uns zunächst positiv stimmt und zeigt, dass unsere bisherigen Protestkampagnen in den vergangenen Spielzeiten ihre Wirkung nicht verfehlt haben. RB Leipzig bekommt keine Akzeptanz. Als Grund dafür sehen wir ganz klar die entschiedenen und vielfältigen Protestaktionen, bei uns und bei anderen Fanszenen. Nichtsdestotrotz muss erwähnt werden, dass RB scheinbar auch in Teilen unserer Fanszene ein Stück weit „angekommen“ ist, ebenso in natürlich größerem Maße in der allgemeinen Öffentlichkeit. Ein weiterer, entscheidender Grund, den Protest lebendig zu halten. Egal wie lang dieses Konstrukt auch noch durch Fußballdeutschland geistern wird, ein Spiel gegen dieses kann nie ein normales Spiel sein! Und ja, ein Stimmungsboykott stellt eine drastische Maßnahme dar. Das ist uns und allen Beteiligten bewusst. Jedoch sollte ebenfalls klar sein, dass es im Stadion wohl kaum eine wirkungsvollere Protestform geben kann. Weder durch Choreographien noch durch Spruchbänder oder dergleichen kann eine entsprechende Aufmerksamkeit erzeugt werden. Derartige Formen sind in unserem, wie auch in anderen Stadien (noch) alltäglich und erfahren daher nur selten besondere Beachtung. Ein ruhiger, stiller Protest dagegen ist etwas Nichtalltägliches und unterstreicht, dass dies für uns niemals ein Spiel wie jedes andere sein wird. Zudem sei nochmal erwähnt, dass es nicht um ein bloßes Schweigen geht, sondern auch – wie in der vorherigen Ankündigung genannt – eine begleitende optische Aktion geben wird, die sich mit unseren Werten befasst und zeigt „wofür“ wir stehen und was wir kritisieren. Diese optische Begleitung wird auch die Aktion zu Ehren unserer ehemaligen Mitstreiter auf den Rängen nicht beeinträchtigen. Auch hier wurde sich intensiv ausgetauscht und ein Kompromiss gefunden, um diesen wichtigen Moment zu würdigen.
Der kommende Spieltag ist ein historischer in Unions Geschichte. Und auch ein großer Teil der Fußballwelt wird nach Berlin-Köpenick schauen. Zu dem kleinen Berliner Verein, der eigentlich schon mehrfach tot war. Den engagierte Fans in den 90ern durch einmalige Aktionen vor dem Untergang bewahrten, der durchmarschierte bis ins Pokalfinale, der abstürzte ins Nichts der Oberliga und doch wieder auferstand. Der einen langen, steinigen Weg des wirtschaftlichen Wachsens gemeinsam mit seinen Fans hinter sich gebracht hat und nun hier am Ziel seiner Träume einem Gegner gegenübersteht, der genau das Gegenteil dessen verkörpert, was wir sind. Dieser 17 Mitglieder zählende Verein spielte vor 6 Jahren noch in der 3. Liga, 2016 schon folgte der Aufstieg in die erste Liga und bereits im Jahr darauf wurde er Vizemeister. Nicht durch ehrlicher Hände Arbeit und Entwicklung, sondern durch die Übernahme eines Amateurvereins, durch massiven Geldeinsatz und zu einem einzigen (Werbe-)Zweck. Das alles werden wir am Sonntag sehen und das sieht auch die Fußballwelt, die auf uns schaut. Viele unserer Weggefährten der vergangenen Jahre haben sich für Union gefreut, dass wir diesen Aufstieg gegen alle Widerstände geschafft haben. Und sie werden am Sonntag auf uns schauen und gespannt sein, wie wir diesem Gegner entgegentreten. Jubeln und feiern wir alle Kritiken und Proteste der Vergangenheit weg, jetzt wo wir „oben“ und Teil des Ganzen sind? Wie siehts aus mit unseren Werten und Traditionen, die durch so viele Aktionen in der ganzen Bundesrepublik bekannt sind? Heute alles nicht mehr wichtig? Genau die Tatsache, dass wir nun unser erstes Bundesligaheimspiel begehen werden und gleichzeitig gegen einen der größten Feinde unserer Werte protestieren, unterstreicht noch einmal die Dringlichkeit dieser Angelegenheit, die beim besten Willen nicht irgendeiner „Ultrà-Laune“ entwachsen ist! Es schmerzt, das erste Bundesligaspiel unseres Vereins in einem solchen Rahmen begehen zu müssen und doch liegt hier die große Chance, zu beweisen, dass wir genau deshalb ein Gewinn für die Bundesliga sind – weil wir bereit sind, für unsere Werte und unsere Art der Vereinskultur zu kämpfen und Opfer zu bringen.
Union und seine Fanszene haben in der Vergangenheit viele Kämpfe bestritten. Gegen die Insolvenz 1997, auf der Fandemo 2002, gegen die Lizenzauflagen des DFB 2004, gegen den Senat um das Stadion 2008, auf der 2. Fandemo 2010, gegen das Sicherheitskonzept der DFL 2012 und zuletzt gegen RB Leipzig. Wir haben nicht alle Kämpfe gewonnen, aber wir haben auch nie aufgegeben. Wir werden am Sonntag, einem so wichtigen Tag für den 1.FC Union Berlin, das tun, was wir immer getan haben: Haltung bewahren. Wir werden unseren Protest 15 Minuten lang durchziehen. Wir werden es auch im nächsten Jahr tun und wir werden es in 10 Jahren tun, wenn es nötig ist! Bei Union haben wir stets kontrovers Meinungen diskutiert und es werden auch immer andere Meinungen akzeptiert. Das ist ebenfalls ein Teil unseres Werteverständnisses. Wir sind keine Ultraszene, die Ihre Ansichten und Meinungen anderen aufzwingt. Aber wir werben für unsere Ansichten und wir werben dafür, wie so oft in unserer Geschichte, gemeinsam zu handeln und gemeinsam ein starkes Bild abzugeben. Sowohl in den ersten 15 Minuten als auch in den 75 anschließenden Minuten dieses für uns einmaligen Moments, in denen wir unsere Mannschaft und unseren Verein aus voller Kraft wie gewohnt unterstützen werden.
Wuhlesyndikat 2002
Gemeinsam Eisern!
Hallo Unioner,
in wenigen Tagen steht uns etwas Besonderes bevor: unser erstes Bundesligaspiel. Lange haben wir darauf hingearbeitet. Den Aufstieg auf den Rängen herbeigeschrien und -gezittert, die Sommerpause voller Anspannung verbracht, in freudiger Erwartung auf das, was uns nun mindestens ein Jahr lang erwarten mag. Für jeden von uns ist das Neuland und wir werden es in vollen Zügen genießen!
Doch bei all dem Stolz auf das Erreichte, gab es in den letzten Wochen auch eine negative Nachricht. Bezüglich der Spieltagsansetzung für unser erstes Bundesligaspiel hofften wir natürlich alle auf ein Heimspiel, um der Liga gleich zeigen zu können, wie Fußball im Stadion An der Alten Försterei und beim 1.FC Union Berlin gelebt wird. Dieses Heimspiel wird uns gegönnt, jedoch mit einem großen Makel und zwar dem Gegner. Leipzig wird der erste Gast in unserer Bundesligageschichte sein. Ein Konstrukt, das mit unserer Vorstellung von Fußball absolut nichts gemein hat. Ein Gebilde, gegen das wir in der Vergangenheit – in den beiden Jahren, in denen wir schon einmal gegen sie spielten -, eindrucksvolle Proteste hingelegt haben. Diese sorgten für ordentlich Aufsehen und konnten unsere Idee des Fußballs deutschlandweit transportieren. Ein Fußball, der geprägt ist von Mitbestimmung, Treue, Stehplätzen, Emotionen, Financial Fairplay, Tradition, Transparenz, Leidenschaft, Geschichten, Unabhängigkeit und Ehrenamt. Wie wir alle wissen, sind das Werte, die vom Konstrukt aus Leipzig mit Füßen getreten werden. Daher gilt auch weiterhin: ein Spiel gegen Leipzig ist nicht wie jedes andere. Die Herangehensweise an diesen Spieltag darf niemals dem normalen Spieltagsablauf entsprechen! Es gilt den Protest weiter konsequent ins Stadion zu tragen und zu zeigen, dass wir mit der Idee vom Fußball in Leipzig, nicht einverstanden sind. Neben einer optischen Aktion, die unsere Vorstellungen vom Fußball thematisiert, werden wir als Zeichen des Unmuts erneut die ersten 15 Minuten des Spiels Schweigen. Wir wissen, dass dieser Stimmungsboykott, gerade zu diesem historischen Spieltag, uns allen besonders schwerfällt. Jedoch ist es genau deshalb so wichtig, diesen in dieser Form aufrechtzuerhalten und fortzusetzen. Es wird wohl kaum eine größere Bühne für unseren Protest geben, als diesen Spieltag und genau deshalb gilt es das auch zu nutzen.
Selbstverständlich haben wir sowohl den Verein als auch die Mannschaft über unser Vorhaben und die Hintergründe des Protestes informiert. Damit ist allen klar, dass sich der Protest nicht gegen die Mannschaft richtet und wir in den nachfolgenden 75 Minuten alles dafür geben werden, um diese bestmöglich zu unterstützen und sie zum Sieg zu schreien.
Lasst uns also gemeinsam den Protest fortführen und ein weiteres Ausrufezeichen setzen. Für den Fußball, den wir lieben! Eisern Union!
Wuhlesyndikat 2002
Szene Köpenick und 1.FC Union Berlin beschwören Kampfgeist
Zum Saisonfinale wollen wir Unioner den Zusammenhalt auf dem Platz und auf den Rängen noch einmal optisch untermauern. Wir rufen daher gemeinsam mit dem Verein das Motto „Alle in Rot nach Bochum” aus. Der Gästeblock mit mehr als 5.000 Unionern soll in leuchtendem Rot erstrahlen.
Eigens dafür wurde gemeinsam ein roter Fischerhut geschaffen, der die Botschaft trägt: „Gib niemals auf und glaub an Dich”. Der neue Fischerhut ist ab sofort für 10 Euro online im Union-Zeughaus erhältlich und kann am Sonntag sowohl im Sonderzug des Eisernen Virus e.V. als auch im Gästeblock des Bochumer Stadions am Union-Fahr-Zeughaus und unseren fliegenden Händlern erworben werden. Dazu gilt es das “Gib niemals auf und glaub an dich”- Shirt aus der letzten Saison oder ein anderes rotes Shirt aus dem Schrank zu kramen, um möglichst geschlossen aufzutreten. Nehmt auch den Treff am Bochumer Hauptbahnhof wahr, so dass alle Unioner gemeinsam zum Stadion marschieren können. Dieser ist um 13:30 und setzt sich um 14:00 Uhr in Bewegung. ALLE in ROT nach Bochum – Eisern Union!
„Meister müssen aufsteigen!“ lautet die Forderung, die in den letzten Jahren regelmäßig in deutschen Stadien propagiert wurde, was deutlich zeigt, wie allgegenwärtig die Problematik rund um die Aufstiegsregelung der Regionalligen ist. Einhergehend mit der bisweilen letzten Reform 2012, wurde die zuvor dreigleisige Regionalliga fünfgleisig. Dies hatte zur Folge, dass die drei bestehenden Aufstiegsplätze in einer Relegationsrunde ausgespielt werden, bestehend aus den Meistern jeder Liga und dem Zweiten der mitgliederstärksten Regionalliga Südwest. In der Konsequenz wurde damit der Ertrag einer gesamten Saison von Hin- und Rückspiel in der Relegation abhängig gemacht. Ein solches Verfahren ist mit den Grundsätzen des Sportes in keiner Weise vereinbar, ganz zu schweigen von den wirtschaftlich, teils existenziellen, Konsequenzen, die ein solcher Verbleib in der Regionalliga für die, oftmals ohnehin schon klammen, Vereine nach sich zieht.
Im Laufe der vergangenen Jahre kam auch bei immer mehr Funktionären langsam, aber sicher die Einsicht, dass der Status quo nicht weiter hinnehmbar ist, sodass die Weichen für eine erneute Reform gestellt werden sollten.
Die Möglichkeit dies mit Inhalt zu füllen, wurde aufgrund von Eitelkeiten innerhalb der Verbände und diverser anderer Unzulänglichkeiten verpasst. Vielmehr gab es eine Übergangslösung, die dem Fairnesscharakter nicht im Ansatz gerecht wird und die Vereine teils sogar zu einem Wettrüsten animiert, bei dem die Vereine gezwungen sind, ein hohes finanzielles Risiko einzugehen.Eine vom DFB ins Leben gerufene „ad-hoc AG“ machte nur durch mangelnde Transparenz, fehlende Kommunikation, Statements, die im Anschluss wieder revidiert wurden und durch ihre Auflösung, mangels neuer Lösungsansätzen, von sich reden.
Bereits zuvor hatte sich im Zuge des Zusammenschlusses „Fanszenen Deutschlands“ eine, eigens für diese Thematik geschaffene, Arbeitsgruppe eingefunden. Das erklärte Ziel war es die Notwendigkeit einer Reform präsent zu halten und die damit verbundenen Probleme auszuwerten. Mit einem Fragebogen für Vereine und Fanszenen, sowie mit persönlichen Gesprächen, wurde versucht eine mögliche Reform, unter Betrachtung aller problematischer Gesichtspunkte, zu evaluieren. Hieraus resultierend wurden Kernpunkte erarbeitet, die aus unserer Sicht für eine Regionalliga Reform unerlässlich sind, wenn man vermeiden will, sich in absehbarer Zeit mit einer erneuten Reform befassen zu müssen.
Die Kernpunkte und die Auswertungen der Fragebögen, wurden der ad-hoc-AG des DFB in einem persönlichen Austausch offengelegt. Dieser Austausch ist als unzufriedenstellend zu bewerten, da immer wieder die Verantwortung von sich gewiesen wurde und auch die von uns gewonnenen Erkenntnisse nicht ausreichend weiterverwertet wurden.
Bis zum heutigen Tage liegt noch nicht ein einziger fundierter Reformvorschlag vor, vielmehr scheint es als hätten sich die Fronten zwischen den Beteiligten weiter verhärtet und das sich gegenseitig ausgesprochene Vertrauen scheint erloschen. Insbesondere die Rücknahme des Eingeständnisses, eines weiteren Absteigers in Liga 3, zugunsten einer Reform mit vier Ligen und vier Aufsteigern, ist eine mehr als deutliche Reaktion auf die stagnierenden Fortschritte.
Durch diese Entwicklung bestärkt ist es uns ein Anliegen, nunmehr einen eigenen Reformvorschlag zur Debatte zu stellen. Dieser befasst sich neben der Kernproblematik „Aufstiegsregelung“, auch mit grundsätzlichen Problemen, wie fehlende ligaübergreifende Strukturen, der geografischen Aufteilung der Ligen und der Rolle von Zweitvertretungen innerhalb der Liga.
Wir hoffen, dass durch diesen Reformvorschlag nunmehr eine Grundlage gegeben ist, um sich endlich tiefgehend und ergebnisorientiert mit der Situation zu befassen. Die Regionalliga, in ihrer Form als Schnittstelle zwischen Amateur- und Profifußball, hat in den vergangenen Jahren an immer größerer Bedeutung gewonnen und sollte daher nicht weiter als Bühne für Unvermögen und Eitelkeiten der Funktionäre herhalten müssen. Viel eher sollte sie von Werten der sportlichen Fairness und Chancengleichheit geprägt sein. Daher fordern wir alle Beteiligten auf, persönliche Empfindlichkeiten hinter diesen Werten hintenanzustellen und basierend auf diesem Reformvorschlag eine Lösung zu erarbeiten in denen sich alle Beteiligten wiederfinden können.